Das ist meiner Meinung nach in vielen Fällen die entscheidende Frage. Und zwar in einer ganzen Menge von Bereichen. Wenn ich etwas wirklich will, dann geh ich auch über den “Wohlfühlbereich” raus um an das Ziel zu kommen.
Bei Wettkämpfen ist dies der Unterschied zwischen “teilnehmen” und “gewinnen wollen.” Beim Abnehmen der Unterschied zwischen “nicht dick sein wollen” und “schlank werden.”
Ein Beispiel: Ich habe mich kürzlich entschlossen, auf BJJ Wettkämpfe zu gehen. Bin mir nicht sicher warum, war einfach so eine Idee. Zufällig flatterte mir kurz darauf eine Ausschreibung in die Hand, und ich bin halt hin.
Das war einerseits eine gute Sache, da ich dadurch die Hemmschwelle für “auf Turniere gehen” deutlich gesenkt habe, zum anderen aber auch der Grund für mein sub-optimales Abschneiden.
Ich habe denn Wettkampf nicht ernst genommen. Er war mir nicht wichtig. Ich habe mein Training nicht entsprechend angepasst. Was eigentlich doppelt doof ist, da ich genau weiss, wie ich mich hätte vorbereiten können. Aber, der Wettkampf war mir nicht wichtig, es war einfach etwas wo ich hin gehen wollte. Hin gehen. An gewinnen habe ich nie gedacht. Ich wollte mir das Niveau ansehen.
Und genau darum habe ich im Endeffekt auch nicht mehr machen können. Ich hatte keine Ziel, ausser “dabei sein.” Und dieses Ziel hatte ich ja bereits mit der Anmeldung erreicht.
Die meisten anderen hingegen wollten gewinnen.
In anderen Bereichen predige ich das laufend. “Es ist ein Unterschied, ob du abnehmen willst, oder ob du nur nicht dick sein möchtest.” Denn wenn du wirklich abnehmen willst, dann wirst du das auch schaffen, auch wenn du dafür Unannehmlichkeiten in Kauf nehmen musst. Willst du aber einfach nur “nicht dick sein,” dann suchst du nach dem leichten Weg und wirst (wenn überhaupt) nur langsam voran kommen.
Bei Workouts ist es das gleiche. Das ist der Unterschied zwischen den Leuten, die sich im Januar mit guten Vorsätzen in einem schicken Studio anmelden (und dann nach ein paar Monaten nicht mehr kommen) und den Leuten, die bis zur Erschöpfung trainieren.
Es ist auch der Grund, warum viele Leute denken, manche Figuren wären nur durch Pharma-Missbrauch zu erreichen. Sie trainieren halbherzig, machen nur geringe Fortschritte und wundern sich warum andere Leute in der gleichen Zeit deutlich mehr erreichen.
Der Mensch ist wirklich erstaunlich. Es scheint, dass die meisten Grenzen die wir haben, nur durch uns selbst gesetzt werden. Ein Beispiel: Ich wurde vor einiger Zeit beim Training auf meine “Planke” angesprochen (Liegestütz-halte auf den Unterarmen). Ich hatte gerade etwa 5min hinter mir, war ziemlich fertig (und etwas stolz auf meine neue Bestzeit). Da fragte mich jemand wofür das gut sei, und für wie lange man das denn so machen würde. Und weil ich manchmal ein ziemlicher Blödmann sein kann, habe ich geantwortet “Ist super für Bauch- und Rückenmuskulatur, und was die Zeiten angeht: 5min ist ganz gut für Anfänger, wer halbwegs gut ist macht 15min und viele schaffen 30.” Er hat sich bedankt, und meinte das würde er jetzt auch trainieren. Ich hatte mich langsam von 2min auf meine 5min hochgearbeitet und habe mir heimlich ins Fäustchen gelacht 😉
Einen Monat später hatte er meine Bestzeit verdoppelt.
Ich hatte ihm gesagt 5min sind einfach, und 15 min wären normal. Genauso ist er an die Sache ran gegangen. Und ich hab doof gekuckt. Da ich meine 5min als “ganz toll” angesehen hatte, habe ich nicht mal versucht meine Zeit zu steigern. Warum auch? ich war ja stolz wie Oskar drauf.
Wenn man etwas erreichen will braucht man ein Ziel in weiter Ferne und einen guten Grund dahin zu kommen. Und dann sollte man loslegen und nicht aufhören bis man da ist.
Jedes mal, wenn man nicht auf die Stimmen im Kopf hört, die einem sagen, dass das, was man bisher erreicht hat doch auch schon gut ist, jedes mal, wenn man obwohl man müde ist, trotzdem vom Sofa aufsteht um zu trainieren, jedes mal, wenn man auf die Ausnahme bei der Diät verzichtet wird man stärker. Jedes mal wird es einfacher die richtige Entscheidung zu treffen.
Also… wie sehr willst du es wirklich?
Foto auf der Index-Seite: Der Denker via Flickr
Ja… wie wahr wie wahr.
Dein Artikel passt wirklich gerade sehr gut zu meiner Abnehmsituation. Ich brauche offensichtlich ein Fernziel.
Was den Wettkampf betrifft, so habe ich aber auch schon andere Erfahrungen gemacht. So habe ich jahrelang Golf gespielt und bin NIE zu einem Wettkampf angetreten, um gewinnen zu wollen. Ich wollte nur “teilnehmen”, weil es mir einfach Spaß gemacht hat und alleine spielen einfach öde war.
So habe ich auch wirklich nie wie bekloppt trainiert, sondern immer nur “für mich” gespielt. Das Ergebnis sind unzählige gewonnene Turniere, dreimal hintereinander sogar die Clubmeisterschaft. Und das so “nebenbei”…
Erst als dann andere meinten, mir von außen Druck auflegen zu wollen, habe ich von heute auf morgen aufgehört.
Hier wäre also die Frage, warum “nur teilnehmen wollen” zu Ergebnissen führten. Bitte jetzt nicht mit dem alten Vorurteil kommen, das sei ja kein Sport… Was die Motorik betrifft, müssen für Ergebnisse auch hier Geist und Körper gut zusammen spielen. 😉
Was meinst du?
Die ersten beiden Bilder laden bei mir nicht (Motivation; YRG – Motivation for regular Guys Resultate). Weder mit Opera, IE noch Chrome. Kannst ja mal evt schauen.
@tav – danke für den Hinweis, müsste jetzt funktionieren.
@sunny
Golf ist kein Sport in dem man in direktem Wettkampf zu einer anderen Person tritt. Du machst dein Ding, und je ruhiger und gelassener du bleibst, um so eher kannst Du Dein Spiel spielen.
Bei Spielen mit direkter Konfrontation kann die Einstellung schon einen Unterschied machen.
@Lenny
Jetzt gehts mit den Bildern. Danke!
Klasse Beitrag.
Ich finde diesen “Rocky-Faktor” kann man ebenfalls sehr gut auf den Alltag anwenden. Geh raus und gib Dein bestes !
Sehr schöner Artikel und denk Punkt dabei gut getroffen 😉
Gruß
Danke fürs Feedback!
😀
Super Artikel.
Ich denke auch ab und an mal,dass das jetzt ja schon ganz geil war :-))
Aber wenn ich so überlege,was ich vor gut 3 Jahren (..als ich nach rund 25jähriger Kampfsportpause wieder damit angefangen hatte..) schon ok fand und was ich jetzt auch am schlechten Tag bringe muss ich klar sagen,dass das heute vielleicht nicht der Weisheit letzter Schluss ist – aber um Welten besser,als das,was ich vor 3 Jahren als gut empfunden hatte.
So ein Blick nach hinten ist schon mal ganz gut um sich klarzumachen was man alles geschafft hat aber dann sollte man auch wieder nach vorne schauen.
Gruss aus Buxtehude
Ingo
Gratuliere! Wie heißt es schön – auch wenn es nur langsam voran geht, sollte man nie vergessen, dass auch ein kleiner Schritt nach vorn einen dem Ziel näher bringt.
Ich lese gerade ein Buch, in dem die Autorin auch wieder darauf hinweist, dass konstante kleine Verbesserungen über längere Sicht deutlich mehr Ergebnisse bringen, als kurze Einheiten wo man Gas gibt.